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Kronen Zeitung

vor 3 Stunden
SCR AltachFäröer

DER WALZER DER FÄRÖER

„Verlieren? Hier?“ Das Jubiläum der Zipfelmütze

Matthias Mödl

Sportmanager Heinz Palme fragte vor seinem Vortrag „Mit Klarheit und Passion zum Erfolg“ beim Event „The Sports Mindset“ in Altach das Publikum, was es mit dem 12. September verbindet. Es hatte niemand Geburtstag, eine Architektin ihren Namenstag. Dass am 12. September 1990 Österreich in Landskrona gegen die Färöer 0:1 verlor, hatte jeder verdrängt.


Der damalige Teamchef Josef Hickersberger hatte nach dem Besuch eines Testspiels der Färöer gesagt: „Ich habe eine Mannschaft, die sechs Tore bekommen hat, und einen Torhüter mit Zipfelmütze gesehen.“ Da bezog er sich auf Jens Martin Knudsen, dessen Markenzeichen eine Haube war.

Heinz Palme, damals Teammanager und Pressesprecher, erinnert sich zurück: „Im Vorfeld sprach Toni Polster von mindestens zehn Toren für Österreich. Alle unterschätzen die Färöer, die in der EM-Qualifikation damals überhaupt ihr allererstes Bewerbsspiel bestritten. Es war für alle klar, dass wir gegen eine fischende, tischlernde, brotbackende und zipfelmützige Amateurspielertruppe locker gewinnen werden.“

Bild: GEPA

„Was passiert, wenn wir hier verlieren“
Trotzdem fragte der damals noch junge Standard-Sportjournalist Christian Hackl bei der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Was passiert, wenn wir hier verlieren.“ Antwort des fassungslosen Josef Hickersberger: „Verlieren? Hier?“ Auch Palme schmunzelte wie alle im Saal. Zumal er sich dann das Training der Färöer anschaute: „Ich habe noch nie eine so schlechte Nationalmannschaft gesehen.“ Einen Tag darauf traute er seinen Augen nicht: „Plötzlich waren die Schlechten auf der anderen Seite. Und die Färöer wurden von Minute zu Minute stärker.“

Bild: GEPA

Ein Holzhändler und Schachspieler traf zum Sieg
In der 62. Minute traf Torkil Nielsen, ein Holzhändler und Schachspieler, mit einem präzisen Linksschuss zum 1:0. 15 Minuten vor Spielschluss war die Auslosung der Spieler, die nach Spielende zur Dopingkontrolle müssen. Palme ging mit dem Teamarzt der Färöer in den Kabinengang: „Der gute Mann war ganz außer sich vor Aufregung. Ich beruhigte ihn. Herr Doktor, ihr habt den Sieg, da gibt es keinen Zweifel. Unsere Mannschaft kann heute noch drei Stunden spielen und wird kein Tor machen. Leider.“ In Folge trat Teamchef Josef Hickersberger zurück.

Die Siegermannschaft der Färöer wurde nach ihrer Heimkehr von etwa 20.000 Menschen begrüßt, etwa der Hälfte der Bevölkerung. Für das historische Ereignis wurde eine eigene Hymne gedichtet: „Die Färöer gaben Österreich einen Walzer, den hörte man von Wien bis Mikladalur.“ So beginnt eine Hymne der Färinger auf das denkwürdige Spiel. Diese Hymne erklingt bei jedem Länderspiel, sie gipfelt im Refrain: „Die Flagge rot und blau und weiß, weht frei um die weite Welt. Die Berge und das Volk, stolz stehen sie da, David stürzte Goliath, David stürzte Goliath. Vorwärts, vorwärts Färöer!“

Bild: GEPA

„Das erleben wir im Cup immer wieder“
Fazit von Palme: „Uns hat an diesem Tag völlig die Passion gefehlt, während der Gegner mit aller Leidenschaft gespielt hat, über sich hinausgewachsen ist. Aber das erleben wir ja auch im Cup immer wieder. Die eine Mannschaft unterschätzt den Gegner massiv, tritt arrogant auf und bekommt dann die Rechnung serviert. Ohne Passion geht es im Sport einfach nicht. 1990 kamen aber auch noch andere Faktoren dazu. Vor der WM 1990 herrschte in Österreich grenzenlose Euphorie. Dann schieden wir in Italien nach der Vorrunde aus. Aus diesem Tief kamen wir nicht mehr hinaus. Plötzlich sackst du ab und findest kein Mittel mehr, das Tief zu überwinden.“


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